Toleranz trainieren ist „total cool“

OSTFILDERN: Vielversprechender Auftakt des Zirkusprojektes beim Schnuppernachmittag in Scharnhausen

Sie schnuppern erst Zirkusluft und machen schon eine gute Figur auf dem Trapez: 200 Kinder starten in das Ostfilderner Zirkusprojekt.

„Zirkus ist total cool“, strahlen Sina, Jette und Lena (alle 8 Jahre alt) um die Wette. Um sie herum herrscht eifriges Zirkustreiben in der Körschtalhalle in Scharnhausen: Es wird nach Herzenslust balanciert, am Trapez geturnt, Trampolin gesprungen, jongliert und vieles mehr. Bald werden die Kinder ihre artistischen Fähigkeiten vertiefen können. Mit einem Schnuppertag für 200 Kindergarten- und Grundschulkinder startete das Zirkusprojekt, das im Rahmen des Lokalen Aktionsplanes (LAP) durchgeführt wird. „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ ist das Bundesprogramm überschrieben, in das Ostfildern im vergangenen Jahr aufgenommen wurde (die EZ berichtete). Unter dem Slogan „Vielfalt Leben Ostfildern“ haben die lokalen Akteure unter anderem das Zirkusprojekt auf die Beine gestellt, an dem sich die Wasenäcker Grundschule, der Kindergarten Fröbelstraße und der evangelische Kindergarten in Scharnhausen beteiligen. Mit der „Methode Zirkus“ könne man Kinder unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten bei „Spiel, Spaß und Freude zusammen bringen“ und ihnen soziale Spielregeln vermitteln, zeigt sich Jürgen Zimborski vom Fachbereich Soziale Lebenswelten der Stadt Ostfildern überzeugt. Der Blick in die Halle scheint das zu bestätigen: Ob die Kinder über das Drahtseil balancieren, Leiterpyramiden bauen oder zu sechst über ein einziges Seil springen – die Atmosphäre ist hoch konzentriert und kollegial. „Hanife, Hanife“ wird beim Kugellaufen ein Mädchen angefeuert: Trippelnd dreht sie sich auf der Kugel und lässt zwei rote Reifen um ihre Arme kreisen. Mit einer kleinen Verbeugung nimmt sie den Applaus der anderen Kinder entgegen und springt strahlend herunter.„Die Kinder lernen, sich mit ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren“, hat die Schulleiterin der Wasenäcker Grundschule, Barbara Kary, bei Zirkusaktionen in der Vergangenheit erlebt. Und viele entdecken ungeahnte Fähigkeiten bei sich selbst und anderen – und entwickeln Selbstbewusstsein. Beim Balanceakt auf kippeligen Leitern etwa müsse manches Kind Höhenangst überwinden, weiß Zirkustrainer Fidi. „Manche sind dann selbst überrascht, wie gut sie das hinkriegen.“

Teamarbeit im Zirkus lernen

Dass es im Zirkus immer auch um Teamarbeit geht, betont Karl-Heinz Ramminger von der Zirkusschule Circuli, der das Programm konzipiert hat. „Die Kinder müssen sich gegenseitig helfen und später gemeinsam einen Auftritt gestalten.“ Um in der Halle Zirkusatmosphäre aufkommen zu lassen, haben Ramminger und seine Helfer in der Halle zwei bunte Zirkuszelte aufgestellt. Dort bringt Clownin Marianne auch die taffen Jungs zum Lachen: „Ich stelle mich ganz dumm, dann haben sie Spaß.“ Und Stück für Stück zieht die Clownin die Kinder in ihre Späße hinein, „dann machen wir spielerisch was zusammen“.

Fortgesetzt wird das Zirkusprojekt mit Angeboten in den Faschings-, Oster- und Pfingstferien. Das Programm ist für die Kinder kostenlos, „sodass auch sozial Schwächere teilnehmen können“, freut sich die Schulleiterin. Sowohl in der Schule als auch im Hort soll es einmal wöchentlich Zirkustraining geben.

Artikel vom 06.02.2012 © Eßlinger Zeitung/Iris Koch